Musiker im VBO - Ein Erfahrungsbericht

Kirsten Lin, Querflöte

Als Jürgen Markwart, mit dem ich damals zusammen in der Stadtmusik Staufen Musik gemacht habe, mir erzählte, dass er mit ein paar Freunden ein Verbandsblasorchester gründen möchte und ob ich Lust hätte mitzuspielen, habe ich, ohne zu wissen was da auf einen zukommt, einfach mal zugesagt. Eine fantastische Entscheidung.

25 Jahre später bin ich immer noch von der Frische und dem Teamgeist beeindruckt, der im VBO herrscht. Natürlich gab und gibt es immer mal ein paar „Durchhänger“-Phasen in denen viele Stammmusiker nicht dabei sein können, vielleicht weil ihr Heimatverein selbst ein Konzert hat. Trotzdem habe ich tatsächlich fast ausschließlich positive Erinnerungen und Erlebnisse.

Zum Beispiel an unser erstes Hüttenwochenende als Bernhard Volk, unser erster Dirigent, mit Jürgen Markwart zusammen, eine spontane, nächtliche Whiskyprobe veranstaltete und nach nur einer Stunde Schlaf und ohne Frühstück einen fantastischen Probetag absolviert hat.

Überhaupt Bernhard Volk, ein schmächtiger, junger Mann, trotzdem Autorität ausstrahlend, aber nie autoritär. Mit einer unglaublichen Einsicht in die Musik und der Gabe diese uns Amateuren weitervermitteln zu können. Einige unserer Konzerte wurden mehr von seiner Ausstrahlung und seinem Dirigat getragen, als von unserem Können, aber wir sind an seinen Ansprüchen gewachsen und wer „Der Herr der Ringe“ von Johan de Meij im Konzert von uns gehört hat, spricht auch nach so langer Zeit noch mit leuchtenden Augen davon.

Mit Hans-Peter Blaser haben wir dann einen Pädagogen als Dirigenten bekommen, von dem ich viel gelernt habe. Am besten sind mir die vielen schönen Einspiel-Choräle und seine Erklärungen zur reinen Intonation in Erinnerung. Das hat mir die Augen geöffnet und mich mehr dafür sensibilisiert als mir manchmal lieb ist. Seine Programme, obgleich manchmal spröde und vielleicht nicht so leicht zugänglich, haben uns auf eine neue Ebene gebracht. Ein Höhepunkt war bestimmt die CD-Aufnahme für „Divine Comedy“, aber in sehr guter Erinnerung sind mir zum Beispiel auch die wunderbaren Konzerte im Augustinum in St. Georgen.

Wegen einer Weiterbildung musste ich einige Jahre aussetzen. Für eine Konzertphase zwischendurch habe ich mich aber überreden lassen, Piccolo zu spielen. In der Zwischenzeit war Helmut Hubov Dirigent geworden. Auf dem Programm standen unter anderem die Variazioni sinfoniche su „Non potho reposare“ von Hardy Mertens. Nicht ganz einfach und wie auch schon früher ab und zu, waren wir nicht so perfekt vorbereitet. Zu meinem größten Erstaunen hat Helmut Hubov in der Probe aber nur gelobt. Es hat ein bisschen gedauert bis ich hinter das System gekommen bin und die Botschaft hinter den motivierenden Aussagen verstanden habe. So bedeutet: „Da war schon viel Schönes dabei“ sinngemäß: „Oje, da haben wir noch unglaublich viel Arbeit vor uns.“ Es gibt auch echte Komplimente, das höchste ist einfach: „Sehr schön“. Diese zwei Worte fallen nicht sehr häufig, umso mehr freut man sich darüber.

Seit drei Jahren spiele ich nun tatsächlich wieder aktiv mit. Es gibt viele neue Musiker, auch ein paar ganz junge, was mich sehr freut. Sie sind meist ein bisschen unter sich, aber das ist in Ordnung, ich habe trotzdem das Gefühl wir sind eine Gemeinschaft. Mit den alten Hasen plaudert man ab und zu über die alten Zeiten und ist doch froh in der Gegenwart angekommen zu sein.

Im VBO habe ich Freundschaften fürs Leben geschlossen; die vielen Erfahrungen in der Gemeinschaft haben mich weiter gebracht und jeder seiner Dirigenten war ein Gewinn, für das Orchester, aber auch für mich ganz persönlich.


Auszug aus dem Programmheft Oktober 2016